Therapieangebot

Psychotherapie (VERHALTENSTHERAPIE)

Psychotherapie

Was ist Verhaltenstherapie?

Die moderne kognitive Verhaltenstherapie ist eines der wichtigsten in Österreich anerkannten Psychotherapieverfahren, wobei die Wirksamkeit der Behandlung in einem breiten Spektrum psychischer Erkrankungen belegt ist. Die Verhaltenstherapie umfasst mit unterschiedlicher Gewichtung immer eine "Symptomtherapie", in welcher der Umgang mit den belastenden Problemen und Symptomen im Vordergrund steht und eine "Ursachentherapie", die sich mit den vorausgehenden und aufrechterhaltenden Bedingungen auseinandersetzt.


Bei welchen Störungen ist Verhaltenstherapie angezeigt?

Die Hauptindikationsbereiche liegen einerseits in der Behandlung bei Lebenskrisen, Partnerschaftsproblemen und Stressreaktionen (Burnout, Mobbing), andererseits in der Behandlung von Erkrankungen wie Angststörungen, Zwangsstörungen, Depressionen, Suchterkrankungen (Alkohol-, Drogen,- Medikamenten- und Spielsucht), Persönlichkeitsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen, funktionelle Sexualstörungen, Essstörungen, Psychosen (zusätzlich zu anderen Maßnahmen), hirnorganischen Störungen und in der verhaltensmedizinischen Behandlung bei körperlichen Erkrankungen (chronische Schmerzen, Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Tinnitus, ……). Das Spektrum reicht von Kinder- und Jugendlichentherapie über alle Bereiche des Erwachsenenlebens bis hin zu speziellen Problemstellungen alter Menschen.


Methoden der Verhaltenstherapie:

Hier spielen störungsspezifische Therapieverfahren (z.B. bei Angststörungen, Depression, Essstörungen, Suchterkrankungen, Schmerzstörungen,….) und störungsübergreifende Therapieverfahren (z.B. kognitive Therapien, Entspannungsverfahren, Konfrontationstherapien, Kommunikationstraining, Training sozialer Kompetenz,….) auf Basis einer guten therapeutischen Beziehung eine wichtige Rolle. Weiterentwicklungen wie die Schematherapie spielen besonders in der Behandlung von Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung eine Rolle, desgleichen spezielle Verfahren bei chronischer Depression.


Setting und Dauer:

Die Therapie wird sowohl in Einzel-, Paar- oder Gruppensitzungen durchgeführt. Der gezielte Einbezug von Familienangehörigen ist möglich. Teilweise finden therapeutische Interventionen im natürlichen Lebensumfeld statt- dort wo die Problematik unmittelbar erlebbar und somit veränderbar wird. Die Dauer der Behandlung ist üblicherweise mit mehreren Monaten zu veranschlagen, kann aber je nach Problemstellung von einigen Stunden bis zu mehreren Jahren variieren.


Auswahl an Schwerpunkten in der Behandlung:

Alkoholabhängigkeit
Angststörungen
Belastungsreaktionen
Bipolare Störung
Borderline-Störung und andere Schwierigkeiten in der Persönlichkeitsentwicklung
Depression
Psychosen
Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen
Sexuelle Störungen
Schmerzstörungen
Zwangsstörungen


Angststörungen

Angst ist ein für das Erkennen und die rechtzeitige Bewältigung von Gefahren wichtiges Gefühl und soll das Überleben des Menschen sichern. Unter Angststörungen werden Erkrankungen zusammengefasst, die durch ausgeprägte Angstreaktionen bei gleichzeitigem Fehlen äußerer Bedrohungen charakterisiert sind.

Die Einteilung der Angststörungen erfolgt danach, ob die Angst ungerichtet ist (Angst vor freien Plätzen = Agoraphobie, Angst vor sozialen Situationen = Sozialphobie, isolierte Angst vor spezifischen Situationen.) Das Erstauftreten der verschiedenen Angststörungen scheint mit unterschiedlichen lebensgeschichtlichen Entwicklungsphasen assoziiert zu sein. Spezifische Phobien entstehen oft schon in der Kindheit, soziale Phobien bei Eintritt der Pubertät und Panikstörungen und Agoraphobien bevorzugt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Das Verhältnis von Frauen zu Männern wird auf mindestens 2:1 geschätzt, insbesondere die Agoraphobie weist mit 80 bis 90 % einen hohen Anteil von Frauen gegenüber Männern auf. Häufig nehmen Angststörungen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt werden, einen chronischen Verlauf, wobei hier oft eine Komorbidität mit Depression, Suchterkrankungen oder anderen Angststörungen eine Rolle spielt. Daher sollten je nach Problemlage die verschiedenen vorhandenen Therapiemöglichkeiten (allein oder in Kombination) genutzt werden, das heißt Psychotherapie, Pharmakotherapie und Soziotherapie.

Ziel der Behandlung ist nicht nur eine Verminderung belastender Ängste, sondern auch die Auseinandersetzung mit bisher vermiedenen Gedanken und Gefühlen und deren Integration sowie der Aufbau von Selbstwertgefühl und Autonomie.


Empfehlungen für die Psychotherapie verschiedener Angststörungen

Panikstörung und Agoraphobie


Bei akuten Panikattacken ist es wichtig, ein beruhigendes Gespräch zu führen und unmittelbare Angstbewältigungsstrategien wie Bauchatmung, Vagustechniken oder andere Entspannungsmethoden zu vermitteln. Eine Behandlung mit kurz wirksamen Benzodiazepinen (Alprazolam) wird bei sehr schweren Panikattacken, die mit ausgeprägter Hyperventilation einhergehen, oft sinnvoll sein.

Modelle der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) beruhen auf der zentralen Annahme, dass Angstanfälle in einem Aufschaukelungsprozess positiver Rückkoppelung zwischen körperlichen Sensationen (z. B. Herzklopfen), deren Bewertung als Gefahr und der daraus resultierenden, wiederum mit körperlichen Sensationen einhergehenden Angstreaktion entstehen. Ein solcher Teufelskreis psychophysiologischer Rückkopplung scheint durch individuelle Prädisposition (Hyperventilationsneigung, erhöhtes physiologisches Aktivierungsniveau, erhöhte Aufmerksamkeit für interozeptive Reize), traumatische bzw. belastende Lebensereignisse und dem Einfluss von Modelllernen (im Hinblick auf Gesundheitsverhalten, Bewältigung von Ängsten) begünstigt zu werden.
Wichtige Bausteine einer kognitiven Verhaltenstherapie bei Panikstörung und Agoraphobie sind Verhaltens- und Bedingungsanalyse, Informationsvermittlung, Experimente zur Provokation von Angstsymptomen, Identifizieren dysfunktionaler Kognitionen, Konfrontationsübung, Entkatastrophisieren und Verhaltensexperimente.


Generalisierte Angststörung


Von den Psychotherapieformen hat sich eine spezielle auf Sorgenkontrolle ausgerichtete kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als wirksam erwiesen (Linden et al 2005).


Soziale Angststörung (Soziale Phobie)


Die Wirksamkeit ist in erster Linie für KVT nachgewiesen. Bei Defiziten im Sozialverhalten ist ein soziales Kompetenztraining notwendig. In neueren Therapieprogrammen ist mehr die Konfrontation und kognitive Umstrukturierung im Zentrum der Behandlung. Eine Studie weist auch auf die Wirksamkeit der IPT (Interpersonelle Therapie) hin.

Das Gruppentraining sozialer Kompetenzen (Hinsch & Pfingsten 2002) besteht aus Diskriminationstraining zur Unterscheidung von selbstsicherem, unsicherem und aggressivem Verhalten, aus Übungen wie man eigene Rechte durchsetzt, einer Analyse von Selbstverbalisationen, dem Einüben von selbstsicherem Verhalten in Beziehungen und dem Gewinnen von Sympathie.
Stangier, Clark und Ehlers (2006) fokussieren auf Faktoren, die die Sozialphobie aufrechterhalten wie exzessive Selbstbeobachtung, negative Selbsteinschätzung in sozialen Situationen und dem Einsatz von Sicherheitsverhalten. Die Patienten haben bisher den Eindruck, den sie auf andere machen, aus ihren eigenen Gefühlen, Körperempfindungen und Vorstellungsbildern erschlossen und werden nun angeleitet, stattdessen ihre Aufmerksamkeit in sozialen Situationen nach außen zu richten. In der Therapie wird demonstriert, dass das Sicherheitsverhalten unerwünschte negative Effekte auf die Angst und eine negative Wirkung auf andere hat. Durch Videofeedback wird die Diskrepanz zwischen subjektiv negativem Bild und tatsächlicher Wirkung auf andere Personen verdeutlicht.


Spezifische Phobie


Patienten mit einer spezifischen Phobie kommen meist nur dann in Behandlung, wenn die angstauslösenden Stimuli im Alltag eine praktische Rolle spielen und nicht vermieden werden können.

Man unterscheidet vier verschiedene Typen von Spezifischen Phobien:
Tier-Typus (Spinnen, Schlangen, Hunde,...): starke sympathoton dominierte Furchtreaktion
Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus (Anblick von Blut, medizinischen Prozeduren, Dentalphobie,...): diphasisches vegetatives Muster der Furchtreaktion: anfangs Sympathicusaktivierung, dann Parasympathicusaktivierung, oft mit Kollaps
Situativer Typus (Lift, Tunnel, Flugzeug,...): klaustrophobische Symptome, starke kognitive Symptome
Umwelt-Typus (Gewitter, Höhen, Wasser,....): Schwindel und Vermeidung
Die Methode der Wahl ist die Kognitive Verhaltenstherapie, die immer eine systematische Konfrontation mit den gefürchteten Objekten oder Situationen beinhalten sollte (Systematische Desensibilisierung, Reizkonfrontation in sensu, Reizkonfrontation in vivo). Die Behandlungsdauer ist oft nur wenige Stunden mit hoher Erfolgsquote.

PSYCHIATRISCH-FACHÄRZTLICHE BEHANDLUNG:

Hier geht es einerseits um eine diagnostische Abklärung, wobei neben der Erhebung der aktuellen und früheren Beschwerden und der Lebensgeschichte oft auch noch zusätzliche Untersuchungen wie ein Laborbefund, eine klinisch-psychologische Diagnostik oder apparative Untersuchungen wie z.B. ein EEG oder eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie des Gehirns notwendig sein können.

In der Therapie spielen andererseits neben gesprächstherapeutischen Gesichtspunkten meist auch die Einstellung auf Psychopharmaka oder andere biologische Therapieverfahren (wie z.B. Lichttherapie) mit unterschiedlicher Gewichtung je nach Problemlage eine Rolle. Psychiatrische Diagnostik und Therapie kann bei allen psychischen Erkrankungen zur Anwendung kommen, manchmal erfolgt eine Zuweisung von Psychotherapeuten an den Facharzt mit der Frage einer zusätzlichen medikamentösen Therapie oder auch umgekehrt eine Zuweisung vom Facharzt an Psychotherapeuten zur weiteren Psychotherapie.


Auswahl an Schwerpunkten in der Behandlung:

Alkoholabhängigkeit
Angststörungen
Belastungsreaktionen
Bipolare Störung
Borderline-Störung und andere Schwierigkeiten in der Persönlichkeitsentwicklung
Depression
Posttraumatische Belastungsstörung
Psychosen
Zwangsstörungen

Alkoholprobleme

CAGE-TEST

Alkoholgefährdet? ein Test mit 4 Fragen:
Der CAGE-Test kann als Instrument für eine erste Einschätzung bezüglich des Alkoholkonsumverhaltens herangezogen werden. Sie finden nachfolgend Fragen, die sich auf Ihre Alkoholtrinkgewohnheiten beziehen.

Bitte kreuzen Sie bei jeder Frage die Antwort an, die am ehesten zutrifft, auch wenn es Ihnen manchmal schwer fällt sich für eine zu entscheiden.
1. Haben Sie jemals daran gedacht, weniger zu trinken?....... Ja/Nein
2. Haben Sie sich schon einmal darüber geärgert, dass Sie von anderen wegen Ihres Alkoholkonsums kritisiert wurden?.......Ja/Nein
3. Haben Sie sich jemals wegen Ihres Trinkens schuldig gefühlt? .......Ja/Nein
4. Haben Sie jemals morgens als erstes Alkohol getrunken, um sich nervlich zu stabilisieren oder einen Kater loszuwerden? .......Ja/Nein
Auswertung: bei 2 oder mehr JA-Antworten ist ein schädlicher Alkoholkonsum oder Abhängigkeit wahrscheinlich. Eine weitere Abklärung sollte erfolgen!

20 g Alkohol entsprechen ½ Liter Bier oder ¼ Wein oder 1/16 Liter Spirituosen. Als gesundheitsgefährdend wird für Männer ein Konsum ab 60 g Alkohol pro Tag und für Frauen von ab 40 g /Tag angesehen.

Hinweise für Alkoholabhängigkeit sind:

Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren
Eine verminderte Kontrolle über Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholkonsums
Auftreten von Entzugserscheinungen bei Absetzen des Alkohols (Zittern, Schwitzen, Schlafstörungen,…) Nachweis einer Toleranz: immer höhere Dosen sind notwendig um die erwünschte Wirkung zu erzielen Eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit Alkohol (deutliche Vernachlässigung von Alltagsaufgaben) Anhaltender Alkoholkonsum trotz des Nachweises eindeutiger, schädlicher Folgen.


Behandlung:

Zum Unterschied von anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depression fehlt bei der Alkoholabhängigkeit oft der Leidensdruck. Dieser tritt oft erst nach vielen Jahren auf, wenn unangenehme körperliche, psychische oder soziale Folgen auftreten (Lebererkrankungen, Konzentrationsprobleme, Verlust des Arbeitsplatzes, familiäre Probleme, Führerscheinverlust, finanzielle Probleme,……). Oft möchten die Patienten dann zwar diese Leiden beseitigen, aber nicht mit dem Trinken aufhören.

Die Behandlung umfasst 3 Stufen:
1. Motivationsphase: Entwicklung von Krankheitseinsicht und Bereitschaft zur Behandlungsaufnahme
2. Entgiftungsphase: medizinische Behandlung der Entzugserscheinungen und der Alkoholfolgeerkrankungen, weiters Motivationsaufbau zur Aufnahme weiterführender psychotherapeutischer Maßnahmen
3. Entwöhnungsphase: psychotherapeutische Bearbeitung suchterhaltender Gedankenmuster und Verhaltensstrategien


Die Borderline Störung

Häufige Symptome

Menschen mit einer Borderline Störung leiden zumeist unter heftigen Gefühlsschwankungen und rasch autretenden, starken Anspannungszuständen. Diese sind sehr unangenehm und schwer zu ertragen, daher versuchen Betroffene, die Anspannung durch unterschiedliche Maßnahmen zu reduzieren, mit denen sie sich jedoch häufig schaden. Dazu gehören z.B. Selbstverletzungen und andere impulsive Verhaltensweisen (Suizidversuche, Essanfälle, Alkoholexzesse, Risikoverhalten usw.).

Ein weiteres Kernsymptom sind Schwierigkeiten in Beziehungen zu anderen: Betroffene neigen manchmal dazu, sehr intensive Beziehungen einzugehen, wobei es durch die starken Gefühlsschwankungen zu vielen Höhen und Tiefen kommen kann. Häufigen Konflikte mit Wutausbrüchen, Drohungen und Verletzungen können die Folgen sein. Dahinter steht eine oft tiefe verwurzelte Angst, verlassen zu werden, die mit einem schwachen Selbstwertgefühl, Unsicherheiten über die eigene Identität und einem quälenden Gefühl der inneren Leere zusammenhängt. Viele Betroffene haben traumatische Ereignisse erlebt, die mit wiederholten belastenden Erinnerungen und flashbacks verbunden sein können. Häufig leiden Betroffene unter wiederkehrenden Suizidgedanken sowie unter starken sozialen Ängsten, Depressionen, Essstörungen, Suchtproblemen, Aufmerksamkeitsstörungen und dissoziativen Symptomen (kurzfristiger Bewusstseinsverlust unter hoher Anspannung).


Die Behandlung

Mehrere störungsspezifische Behandlungsverfahren sind untersucht und in der Regel gut wirksam (vgl. Bohus & Schmahl, 2006)*. Dazu gehören innerhalb der Verhaltenstherapie v.a. die Schematherapie und die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT).

In der Schematherapie nach Jeffrey Young werden erlebnisaktivierende, kognitive und übende Techniken miteinander verbunden. Wesentlich ist die Bearbeitung "maladaptiver Schemata", das sind früh erworbene, fest verankerte Erlebens- und Verhaltensmuster, die heute im Alltag behindernd wirken (z.B. das Schema der Verlassenheit oder der Unzulänglichkeit). Mit Hilfe des Modusmodells können aktuell vorherrschende, oft stark emotionale Gesamtzustände (z.B. das verletzbare Kind) verstanden und behandelt werden, um diese Selbstanteile in der erwachsenen Persönlichkeit besser zu integrieren.Im Rahmen der schematherapeutischen Beziehungsgestaltung wird versucht, frustrierten kindlichen Kernbedürfnissen durch "limited reparenting" ansatzweise nachzukommen.

In der DBT nach Marsha Linehan geht es vor allem darum, Skills (Fertigkeiten) zu erlernen, um mit Anspannungszuständen und starken Gefühlen umgehen zu können, selbstschädigendes Verhalten zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Skills werden den Modulen Stresstoleranz ("Krisen aushalten"), Umgang mit Gefühlen, Zwischenmenschliche Fertigkeiten und Selbstwert zugeordnet. Als Grundlage dafür wird Achtsamkeit für die eigenen Gedanken, Gefühle und körperlichen Vorgänge geübt. Die DBT ist v.a. zu Beginn ein eher strukturierter Behandlungsansatz auf der Grundlage einer gleichberechtigten, nicht bewertenden, einfühlenden und unterstützenden Therapiebeziehung. Die Aufgabe des/r Behandlers/in ist es, eine Balance zwischen dem Verstehen und der Akzeptanz eines Problems und dessen Veränderung zu finden. Diese "dialektische Strategie" sollen auch PatientInnen lernen, um sich selbst und andere besser validieren (annehmen, nicht abwerten) zu können und so zu mehr Selbstakzeptanz zu gelangen.


*Bohus, Martin & Schmahl, Christian (2006). Psychopathologie und Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, Deutsches Ärzteblatt 103, Heft 49, S. A 3345–52,
http://data.aerzteblatt.org/pdf/103/49/a3345.pdf

Depression

Depressive Störungen sind gekennzeichnet durch eine depressive Verstimmung verbunden mit Freudlosigkeit und Energielosigkeit, häufig verbunden mit Entscheidungsschwierigkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten beim Denken, Schuldgefühlen, Lebensüberdruss, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, etc…Die berufliche Leistungsfähigkeit ist herabgesetzt und es kommt meist auch wegen der Überforderung vorübergehend zu einem sozialen Rückzug.

Bei leichten und mittelschweren Depressionen kann man je nach Problemlage entweder mit Psychotherapie oder mit Medikamenten behandeln, bei schweren Depressionen sollte man immer auch Medikamente geben. Als Medikamente kommen in erster Linie Antidepressiva in Frage, wobei wichtig zu erwähnen ist, dass diese Medikamente keine Abhängigkeit verursachen (was manchmal fälschlicherweise verbreitet wird). In der Psychotherapie geht es einerseits um eine unspezifische Basisbehandlung und andererseits um eine spezifische Psychotherapie (Verhaltenstherapie, Interpersonelle Psychotherapie und psychodynamische Psychotherapie gelten als evidenzbasierte Verfahren).

In der Basisbehandlung geht es neben der Klärung aktueller Probleme und Beschwerden um den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung, der Vermittlung von Hoffnung und der Stärkung von Ressourcen. In der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen sind fünf Bereiche mit unterschiedlicher Gewichtung je nach Problemlage wichtig:
1. Überwinden der Inaktivität durch Förderung und Planung von trotz Depression noch als angenehm erlebten Aktivitäten
2. Verbesserung des Kommunikationsverhaltens
3. Erkennen und Arbeit an ungünstigen Einstellungen und Überzeugungen
4. Aufbau eines Bewältigungsrepertoires für zukünftige Krisen
5. Hilfe bei der Lösung realer Schwierigkeiten.

Thema sind also zunächst die Passivität, der Rückzug in die Lust- und Antriebslosigkeit des depressiven Patienten. Je nach Problemlage schließen daran die kognitiven oder die auf das soziale Verhalten bezogenen Interventionselemente an. Obgleich eine Reihe von Techniken und Praxisaufgaben eingesetzt werden, folgt das Vorgehen keinem von vorneherein festgesetzten Therapieplan, sondern es soll individuell angepasst und für den Patienten persönlich überzeugend vorgegangen werden.


Psychosen

Psychosen weisen hinsichtlich des klinischen Erscheinungsbildes, des Verlaufes und möglicher Beeinträchtigungen eine große Vielfalt auf.
Charakteristische Symptome der Akutphase betreffen Störungen im Denken (Konzentrationsschwierigkeiten bis Zerfahrenheit des Denkens, inhaltliche Denkstörungen wie Wahn), Wahrnehmungsstörungen (meist Stimmenhören) und Veränderungen im Gefühlsleben (Abflachung der Gefühle) sowie eine verminderte Energie (Antriebsverminderung). Das Selbstgefühl ist häufig gestört, die Person ist verunsichert in Bezug auf die eigene Identität.

Neben den genannten Symptomen werden die kognitiven Störungen als zentral angesehen. Dazu zählen in erster Linie Beeinträchtigungen der Daueraufmerksamkeit und der Gedächtnisfunktionen sowie der exekutiven Funktionen wie Planen und Problemlösen.

Trotz der Dominanz der biologischen Perspektive in der Ursachenforschung der Psychosen gilt, dass eine Vielzahl von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren beteiligt ist. Das Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell unterscheidet 3 Faktoren:
Vulnerabilität: erhöhte psychische Verletzlichkeit durch kognitive Defizite, Veränderungen bei den Neurotransmittern, Veränderungen der Hirnstruktur sowie Geburtstraumen
Stressbelastungen: Arbeit, familiäre Interaktion, kritische Lebensereignisse
Schützende Faktoren: stützendes soziales Umfeld, Medikation, Kompetenzen bei der Belastungsbewältigung.

Die Wirksamkeit der antipsychotischen Medikation sowohl in der Akutbehandlung als auch in der Langzeitbehandlung bzw Rückfallsprophylaxe ist seit langem gut etabliert. Psychotherapeutische Ansätze sind vor allem im Bereich der schützenden Faktoren zu finden. Im Rahmen einer Psychoedukation für Patienten und Angehörige wird eine genauere Information über Erkrankung und Behandlung gegeben und die Betroffenen bei der Krankheitsbewältigung unterstützt.

Die wesentlichen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungsansätze sind folgende:
Informationsvermittlung
Erkennen von Frühwarnsymptomen
Training kognitiver Funktionen
Training kognitiv-sozialer Fertigkeiten
Familienzentrierte Ansätze
Kognitive Therapie bei Positivsymptomen


Sexulatherapie

In anonymen Untersuchungen geben 5-10% der erwachsenen Bevölkerung sexuelle Probleme an, die auch mit Leidensdruck verbunden sind. Umso erstaunlicher ist es, dass sexuelle Probleme in der Psychotherapie eher selten zum Thema werden. Ein Grund dürfte darin liegen, dass Sexualität, und insbesondere als nicht "normal" empfundene Sexualität, weiterhin ein Tabuthema und mit Scham verbunden ist. Wichtige Aufgabe für die Therapie ist es deshalb, eine offene, nicht wertende Atmosphäre zu schaffen, in der über sexuelle Erlebnisse, Phantasien oder Traumata gesprochen werden kann.
Oft kann allein das Reden über Sexualität und das Hinterfragen von sexuellen Mythen schon sehr entlasten (z.B. "Ein Mann kann immer.").

Die häufigsten Gründe für das Aufsuchen einer sexualtherapeutischen Praxis sind sogenannte sexuelle Funktionsstörungen. Beim Mann sind dies größtenteils Erektionsstörungen, früher Samenerguss und Lustlosigkeit. Bei Frauen stehen Lustlosigkeit, Orgasmusstörungen, sowie Penetrations- und Schmerzstörung im Genitalbereich im Vordergrund. In der Therapie geht es dabei nicht um ein Erreichen einer "normalen" Sexualität, sondern um die Behandlung von Symptomen, die Klienten/innen subjektiv als belastend und hinderlich für ein zufriedenstellendes Sexualleben empfinden. Im Bereich der sexuellen Funktionsstörungen kann eine vorherige medizinische Abklärung sinnvoll sein, da auch eine organische Ursache (mit-) verantwortlich sein kann.

Eine andere Gruppe von Sexualstörungen betrifft Personen mit bestimmten sexuellen Neigungen, deren Ausführung für eine sexuelle Befriedigung notwendig ist. Probleme entstehen dann, wenn ein Partner diese Leidenschaft nicht teilt (wie bei Fetischismus, Sadomasochismus, etc.), oder dadurch Gesetze gebrochen und anderen Personen Leid zugefügt wird (wie bei Pädophilie, Exibitionismus, etc.).

Sexualtherapie kann im Einzel- oder Paarsetting stattfinden. In der verhaltenstherapeutischen Sexualtherapie gibt es ein lange Tradition in der Behandlung von Paaren. Ein wichtiger Bestandteil der Paartherapie sind Hausübungen (z.B. "Streichelübungen"). Dabei werden den Partnern oft unrealistische Erwartungen, Sehnsüchte, Ängste, Kränkungen, Ärger und Schuldgefühle bewusst, die dann in der Therapie bearbeitet werden können.

Literatur:
Fliegel, S., & Veith A.: Was jeder Mann über Sexualität und sexuelle Probleme wissen will: Ein Ratgeber für Männer und ihre Partnerinnen. Hogrefe Verlag, Göttingen 2010

Gromus, B.: Was jede Frau über weibliche Sexualität wissen will. Ein Ratgeber zu sexuellen Problemen für Frauen und ihre Partner. Hogrefe Verlag, Göttingen 2005

Henning, A-M., & Bremer-Olszewski T.: Make Love. Ein Aufklärungsbuch. Rogner & Bernhard, Berlin 2012


Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen

Liebe Jugendliche, liebe Kinder!

In der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen stehen neben den Problemen insbesondere deine eigene Wünsche und Ziele im Vordergrund! Dies gilt umso mehr, als Kinder und Jugendliche häufig nicht aus eigener Initiative (von sich aus) zur Behandlung kommen. Das Wichtigste ist, dass du von Beginn an wohl fühlst und spüren kannst, dass wir dich so wertschätzen (gut finden), wie du bist. Wir wollen dir dabei helfen, dass du dir selbst helfen kannst.

Je nach Problem arbeiten wir mit unterschiedlichen Methoden. Oft geht es darum, dass du deine Gefühle, deinen Körper und deine Handlungen durch das Gespräch und durch genaue Beobachtung im Alltag besser kennen und verstehen lernst. Dann schaffst du es meist viel leichter, etwas zu verändern und Neues auszuprobieren. Dabei unterstützen wir dich natürlich! Manchmal probieren wir auch gemeinsam neue Verhaltensweisen im Rollenspiel aus oder üben sie in der Wirklichkeit, z.B. mit einem Unbekannten ein kurzes Gespräch zu führen. Besonders wichtig ist uns, dass Du im Laufe der Therapie Selbstvertrauen und Lebensfreude gewinnst und Deine Fähigkeiten und Stärken sehen und nützen kannst! Dabei kommt gemeinsames Spielen und Lachen auch nicht zu kurz.

Wenn Du einverstanden bist, sollen deine Eltern und Bezugspersonen auch manchmal zu Gesprächen kommen, da häufig auch sie etwas verändern können, damit es Dir besser geht. Natürlich geschieht das immer in Absprache mit Dir. Absolute Vertraulichkeit (Schweigepflicht) gilt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch den Eltern gegenüber! Wir informieren dich laufend über unsere Überlegungen, beantworten deine Fragen und erklären dir ganz genau, was wir tun.


Häufige Schwierigkeiten

Laut aktuellen Studien leiden rund 15-20% aller Kinder und Jugendlichen unter belastenden psychischen Problemen*.

Häufige Schwierigkeiten im Kindesalter sind Trennungsängste, ausgeprägte Schüchternheit, Schwierigkeiten im Kontakt mit Gleichaltrigen (z. B. Mobbing Erfahrungen), Konzentrations- und Verhaltensprobleme in der Schule, psychisch bedingte Kopf- oder andere Schmerzen. Oftmals leiden Kinder auch unter familiären Belastungen wie Trennungen oder Krisen der Eltern und reagieren darauf etwa mit depressiven Verstimmungen.

Mit dem Eintritt in die Pubertät zeigen sich psychische Probleme vermehrt und können sich zu schwerwiegenden Krisen zuspitzen. Unregelmäßiger Schulbesuch, Rückzug, Essstörungen, selbstverletzende Verhaltensweisen und Suizidgedanken können auftreten.


*Ravens-Sieberer, U. et al. (2007). Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 50 (5-6), S. 871-878., vergleiche auch www.bella-study.org/die-studie/ergebnisse/